Meine erste (und bislang einzige) Geburt

Dieser Geburtsbericht ist bewusst in „HypnoBirthing-Sprache“ verfasst. HypnoBirthing legt großen Wert auf positive Formulierungen. Das Wort „Wehe“ wurde durch den Begriff „Welle“ ersetzt. Bei den Geburtswellen handelt es sich um sogenannte „Presswehen“. 

Vorab möchte ich kurz auf meinen Charakter eingehen, da sonst ein falsches Bild von mir entstehen könnte. Ich bin sehr schmerzempfindlich. Enge Freunde und Bekannte kennen das. Mein erstes und einziges Tattoo ist nur 3 cm groß. Das Stechen dauerte 5 Minuten. Die Schmerzen waren für mich so schlimm, dass ich nie wieder ein Tattoo wollte. Eine gute Freundin beobachtete mein schmerzverzerrtes Gesicht und konnte sich nicht erklären, warum ich mich so anstelle. Ein weiteres für mich sehr schmerzhaftes Unterfangen ist Schröpfen. Während mein Partner Schröpfen liebt und immer fragt, ob man die Gläser nicht noch mehr ansaugen könne, es reicht noch nicht, schreie und weine ich schon nach dem ersten Ansaugen.

Es war Samstag, der 24.04.2021, der dritte Tag meiner Ausbildung zur Hypnobirthing-Kursleiterin. Aufgrund der Corona-Pandemie alles online. Zum Glück. Um 16:00 Uhr war es dann so weit. Die Fruchtblase war aufgegangen und ich hatte klaren, wässrigen Ausfluss. Als ich mir dann sicher war, dass es sich um Fruchtwasser handelt, gab ich meinem Geburtsbegleiter Bescheid, dass die Fruchtblase aufgegangen sei. Er soll seine Tätigkeiten noch beenden und dann langsam den Geburtspool aufbauen. Ich gab den Kursleiterinnen und Kursteilnehmern Bescheid, dass meine Fruchtblase aufgegangen sei und wurde sofort sehr gut vom ganzen Kurs unterstützt. 

Nach anfänglicher Aufregung über die offene Fruchtblase erinnerte ich mich an meine Vorbereitungen aus dem HypnoBirthing-Kurs. Das Fruchtwasser war klar und geruchlos, also völlig in Ordnung. Ich stand also in der Badewanne, um nicht das Fruchtwasser in der ganzen Wohnung zu verlieren, mit meinem Laptop, veratmete meine Wellen und nahm weiter an der Fortbildung teil. Die Wellenatmung, welche ich im HypnoBirthing-Kurs gelernt hatte, half mir dabei sehr. Mein Geburtsbegleiter bereitete derweil Geburtspool und eine Matratze vor.

Um 17:50 Uhr veränderten sich die Wellen langsam und waren nicht mehr so einfach zu veratmen. Mein Geburtsbegleiter wies mich darauf hin, dass es vielleicht eine gute Idee sei, meinen Laptop mal auszuschalten. Da die Fortbildung sowieso so gut wie beendet war, folgte ich seinem Rat und schaltete den Rechner aus und legte mich auf die Matratze. Die Geburtswellen begannen.

Die Kraft, die sich während der Geburtswellen in meinem Körper entwickelte war unbeschreiblich. Ich hatte so viel Kraft und Energie in meinem Körper, dass ich diese Kraft herausschreien musste. Ich atmete also ein, wie wir es gelernt hatten und schrie meine Kraft aus dem Körper raus. Ähnlich wie wenn man einen schweren Tisch bewegen möchte und seine Anstrengung und Kraft akustisch unterstützt. Schmerzen – so wie ich sie kenne – hatte ich dabei nicht. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, aber meiner Meinung handelte es sich dabei nicht um Schmerz.

Da lag ich also. Hielt die Hand meines Geburtsgefährten, schrie regelmäßig meine Wellen aus dem Körper und genoss die Pausen zwischen den Wellen. Manchmal massierte er meinen Lendenbereich, manchmal brachte er mir Wasser, manchmal fragte er, ob ich dies und jenes meiner „Geburtswunschliste“ haben möchte. Manchmal kam meine kleine Katze vorbei, was mich sehr freute, und schaute nach mir.

Ich lag auf der Seite und hatte das Gefühl, meine Beine müssen weiter auseinander. Ich bat ihn, ein Kissen unter mein oberes Bein zu legen. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass meine Beine weiter auseinander müssen. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass der Kopf meines Kindes schon fast draußen ist. Ich bat meinen Geburtsbegleiter, mal nachzusehen, ob denn der Kopf schon irgendwie kommen möchte. Er sagte: „Ja, ich kann den Kopf schon sehen! Möchtest du jetzt nicht vielleicht doch in den Pool rein?!“ – eine Frage, die er schon seit längerer Zeit stellte, aber immer von mir verneint wurde. Ich fand es sehr bequem auf der Matratze. 

Er half mir, mein Oberteil auszuziehen und half mir ins warme Wasser. Laut meinem Geburtsbegleiter war es da ca. 20:00 Uhr. Im Wasser kniete ich dann und lehnte mich auf den Rand des Geburtspools. Mein Geburtsbegleiter saß am Kopfende und hielt meine Hand. Ich schrie weiter meine Wellen aus meinem Körper und genoss die Pausen sehr. Die Pausen kamen mir unglaublich lang vor. Die Wellen eher kurz. Später erfuhr ich, dass die Wellen nicht ganz eine Minute lang dauerten, die Pausen zwischen zwei und drei Minuten. Da mir bewusst war, wie laut ich schrie, beruhigte ich während der Pausen immer wieder meinen Freund und sagte zu ihm, dass ich keine Schmerzen habe.

Ich hatte das Gefühl, dass sich der Kopf meines Babys mit jeder Welle schon nach unten bewegte, aber irgendwie immer wieder zurückrutschte. Das erklärte ich während einer Pause meiner Hebamme und sie empfahl mir, mal einen Rundrücken zu machen. Bis dahin war ich im Hohlkreuz. Ich machte also einen runden Rücken und nach drei weiteren Wellen war der Kopf geboren. Die Wellen gingen weiter und schließlich war der ganze Körper um 20:41 geboren. Er wurde mir dann auf den Bauch gelegt.

Mein Geburtsbegleiter und die Hebamme halfen mir aus dem Geburtspool und ich legte mich auf die Matratze. Nachdem mein Sohn angelegt wurde und Muttermilch trank, gebar ich schließlich mit einer letzten Welle auch die Plazenta. Nach dem Auspulsieren der Nabelschnur wurde diese dann durchtrennt. Die Plazenta froren wir ein.

Meine Ausbildung zur Kursleiterin dauerte allerdings vier Tage, von Donnerstag bis Sonntag. Da die Geburt zwar anstrengend war, aber schmerzfrei und kurz, nahm ich am nächsten Tag wieder an der Fortbildung teil. 

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